• Naturheilverfahren

    Wer möchte nicht gerne die belastenden körperlichen und psychischen Beschwerden natürlich, also im Einklang mit der Natur, behandeln? Doch die Ansprüche an die Naturheilverfahren sind groß: sie sollen möglichst ebenso wirksam sein wie chemisch hergestellte, pharmakologische Produkte, dabei aber weitgehend nebenwirkungsarm, wenn nicht sogar nebenwirkungsfrei.

    Die therapeutischen Möglichkeiten der Naturheilkunde haben ihren Ursprung allerdings nicht in der Abgrenzung von der Schulmedizin, sondern in Anlehnung an diese. Insbesondere der präventive Anteil besinnt sich auf die Forderung der Medizin der Antike und orientiert sich an der Gesundheit, die es zu erhalten gilt, mehr als an der Krankheit, die beseitigt werden muss.

    Der Bereich der Naturheilverfahren umfasst viele Facetten: Akupunktur, Balneo-, Hydro- und Thermotherapie, systemische Enzymtherapie, Ernährungstherapie, Homöopathie, Neuraltherapien, Phytotherapie (Pflanzenheilkunde) und Umweltmedizin. Die wichtigste Rolle spielt sicherlich im Bereich der klassischen Naturheilverfahren die Phytotherapie, also die Behandlung mit Arzneipflanzen. Die in den Pflanzen wirkenden Stoffe werden im Trocknungsverfahren, durch Destillate oder andere Extraktionsverfahren gewonnen. Im Bereich der Gynäkologie und Frauenheilkunde haben sich Phytotherapeutika bei zahlreichen Indikationsgruppen bewährt. Beispielhaft werden hier einige wichtige und häufig vorkommende Krankheits- und Beschwerdebilder genannt:

    Die Vorsorgeuntersuchungen zur Schwangerschaft erfolgen nach den gesetzlich vorgegebenen Mutterschaftsrichtlinien und beinhalten:

    Dysmenorrhoe (Schmerzen bei der Regelblutung)

    Diese Symptomatik betrifft häufig junge Mädchen in der Pubertät. Allerdings können auch im weiteren Verlauf der „fruchtbaren“ Frauenjahre bis hin zum Klimakterium kontinuierliche oder hin und wieder auftretende, krampfhafte Schmerzen im Unterleib vorkommen. Die Gabe von Enzymgemischen hat sich bei Dysmenorrhoe sehr gut bewährt, hier muss allerdings konsequent eine Einnahme über mindestens drei Zyklen erfolgen. Zur längerfristigen Behandlung eignet sich phytotherapeutisch auch Vitex Agnus Castus (Keuschlamm, Mönchspfeffer), insbesondere wenn die Dysmenorrhoe in Zusammenhang mit einem prämenstruellen Syndrom (s. u.) auftritt. Bei länger anhaltendem Verlauf der Dysmenorrhoe ist aber immer auch ein Ausschluss von organischen Erkrankungen, zum Beispiel Myomen oder Ovarial-Zysten durch Ultraschalluntersuchungen angezeigt. Sollten naturheilkundliche Therapien nicht ausreichend wirken, schafft oft die Gabe einer „Pille“ deutlich Linderung.

    Prämenstruelles Syndrom (PMS)

    Das prämenstruelle Syndrom wird vor allem bei Frauen ab Beginn des vierten Lebensjahrzehnts beobachtet. Es umfasst somatische und psychisch-emotionale Symptome. Im Vordergrund stehen Wassereinlagerungen (Brustspannen, Gewichtszunahme, Ödeme), neurovaskuläre Störungen (Migräne, Schwindel) und besonders psychische Beeinträchtigungen (Stimmungsschwankungen, Reizbarkeit, Depressionen, negatives Körperbewusstsein). Weitere Störungen wie Rücken- und Gelenkbeschwerden sowie Hautveränderungen in Form von Akne können sich dazu gesellen. Zur Therapie kommen insbesondere Phytohormone (Östrogene pflanzlichen Ursprungs) sowie Gelbkörperhormon in der zweiten Zyklushälfte zur Anwendung. Hier bieten sich Keuschlamm oder Extrakte aus der Traubensilberkerze an, alternativ auch Gamma-Linolensäure, die aus dem Nachtkerzensamen gewonnen wird.

    Klimakterium und Senium

    Die Wechseljahre umfassen den Zeitraum des Absinkens der Gelbkörper- und Östrogenproduktion. Dieses kann eine Spanne von etwa zehn Jahren in Anspruch nehmen. Der anschließende Zeitraum (Senium) hat sich aufgrund der steigenden Lebenserwartung bei Frauen am weitreichendsten verlängert. Daher treten auch häufiger altersbedingte Krankheitsbilder auf, die von psychonervösen Beschwerden bis zu sehr häufigen Schleimhautirritationen (Trockenheit) der Scheide reichen. Dazu kommen oft Reizungen der Harnblase und aufgrund des schwächer werdenden Beckenbodens eine Senkung von Gebärmutter, Blase und Darm. Für den Sinn einer Hormonersatztherapie sprechen umfangreiche Studienergebnisse. Nicht nur die kreislaufbedingten Beschwerden wie Hitzewallungen werden günstig beeinflusst, auch metabolische Veränderungen werden beseitigt, die Herzinfarkthäufigkeit um mehr als 50 % gesenkt, wie auch die Anzahl der Knochenbrüche durch Osteoporose. Östrogene wirken stimmungsaufhellend und sollten möglichst vor einem monate- oder jahrelangen Leidensweg eingesetzt werden.

    Allerdings ist die Anwendung pharmakologisch-chemischer Hormonpräparate in Kritik geraten, nachdem große Studien um die Jahrtausendwende eine etwas erhöhte Zunahme von Brustkrebserkrankungen nach jahrelanger Einnahme zeigten. Andere Risikofaktoren wie Übergewicht und Bewegungsmangel sowie vermehrtes Auftreten von Brustkrebs in der Familie spielen allerdings eine wesentlich größere Rolle.
    Als Alternative zur synthetischen Östrogentherapie können ebenso pflanzliche Hormone eine deutliche Minderung der klimakterischen Beschwerden sowie eine Verbesserung des Stoffwechsels inklusive der Mineralisierung der Knochen bewirken. Auch hier stehen Extrakte aus Cimicifuga sowie hochwirksame Genisteinpräparate zur Verfügung. Diese werden vornehmlich aus Soja oder Rotklee gewonnen und können mit anderen stimulierenden Mikronährstoffen kombiniert werden. Neben dem Osteoporoseschutz bessern sich häufig auch rheumatische Beschwerden. Für die Behandlung der Schleimhäute sind wirksame Östrogenverbindungen oder hochdosiertes Vitamin E in Gelform unerlässlich.

    Fluor (Ausfluss)

    Der normale Ausfluss der Frau ist weiß bis klar, geruchsneutral von mittlerer Konsistenz. Übermäßiger Fluor entsteht häufig durch psychogene Störungen, jedoch noch häufiger durch bakterielle Fehlbesiedelungen oder Pilze. Diese führen zu einer Entzündungsreaktion der Schleimhaut mit häufig sehr unangenehmen Missempfindungen. Bei hochentzündlichen Prozessen ist oft eine Antibiotika- oder Pilzbehandlung nicht zu umgehen. Naturheilkundlich sollte in den meisten Fällen eine Nachbehandlung mit Milchsäurezäpfchen oder- Gels erfolgen, um das Immunsystem der Scheide zu stabilisieren. Sehr gute Erfahrungen liegen auch mit Vitamin E-haltigen Scheidenzäpfchen vor.

    Schwangerschaft

    Auch pflanzliche Arzneimittel sollten während der Schwangerschaft und besonders im ersten Drittel nur mit strenger Indikationsstellung eingesetzt werden, wenngleich sich gerade bei pflanzlichen Präparaten eine sehr gute Nutzen/Risikorelation zeigt. Zu den vorzugsweise mit pflanzlichen Mitteln behandelten Beschwerden gehören Schwangerschaftserbrechen, Venenleiden, Schlafstörungen, seelische Verstimmungen und Kreislaufstörungen. Insbesondere zu Beginn der Schwangerschaft kann Zingiberis rhizoma (Ingwerpulver) als Teeaufguss oder in Form von leicht zu schluckenden Kapseln Linderung bewirken. Stehen neben der Übelkeit krampfartige Beschwerden im Vordergrund, ist ein Tee aus Kamille, Pfefferminze und Melisse wirksam. Ferner beobachten wir häufig ein Magnesiummangelsyndrom mit entsprechenden Wadenkrämpfen, was durch Magnesiumtabletten ausgeglichen werden muss. Daneben ist auch fast immer eine zusätzliche Gabe weiterer Mineralien und Mikronährstoffe zu empfehlen, da diese in den Nahrungsmitteln aufgrund von industrieller Herstellung (Düngung, Pestizide) und längerer Transport- und Lagerzeiten in den Supermärkten fehlen.

    Libidostörungen (sexuelle Unlust)

    Eine Abnahme der Libido, also des sexuellen Verlangens tritt häufig nach einer Geburt oder mit dem Eintritt der Wechseljahre auf. Sie ist zwar häufig mit psychischen Faktoren wie Stress und Ängsten behaftet, kann dann aber noch zu zusätzlichen Partnerschaftskonflikten führen. Auch wenn das Zusammenleben mit dem Partner sehr harmonisch verläuft und er viel Verständnis für seine Frau aufbringt, ist sie selbst doch häufig mit der Abnahme ihrer Lust unzufrieden.
    Die Abnahme der Libido, insbesondere mit dem Klimakterium und Senium einhergehend, ist aufgrund der biologischen Prozesse nur normal, da ein reproduktiver Sinn nicht mehr besteht. Dennoch wünschen sich viele Frauen den Erhalt der sexuellen Lust und Befriedigung über das Klimakterium bis ins höhere Lebensalter hinaus. Der Libidoverlust ist entgegen vielfältiger Werbeanzeigen in der Laienpresse medikamentös nur schwer zu behandeln. Gute Erfolge zeigen sich häufiger bei der unterstützenden Gabe eines Yamswurzel – Präparates.

    Abschließende Bemerkungen

    Naturheilkundliche Verfahren stellen eine wichtige Alternative und Ergänzung der Prävention und Behandlung in der frauenheilkundlichen Praxis dar. Den überall anzutreffenden Anzeigen in der einschlägigen Boulevardpresse ist jedoch mit Skepsis zu begegnen. In der Hand eines erfahrenen Therapeuten können sie aber auf jeden Fall von großem gesundheitlichem Nutzen sein.

    “Ihr Wohlbefinden
    liegt uns am Herzen.”
    Ihr GYNCOLLEGWESERLAND